Neues aus dem Theaterverein Lembach

Zerwürfnis zwischen künstlerischer und organisatorischer Leitung

LEMBACH (08.05.2010) – Die Jahreshauptversammlung 2010 im GH Haderer stand diesmal (leider) ganz im Schatten personeller Turbulenzen. Manche Mitglieder des Lembacher Theatervereines hatten ja schon Tage bzw. Wochen zuvor hin und wieder Gerüchte mitbekommen, dass es zwischen der künstlerischen Leitung (Wolfgang Altendorfer, Mag.a Andrea Zaglmair, Vroni Hopfner) und der organisatorischen Leitung (Obmann Josef Kasper und anderen Mitgliedern des Vorstandes) immer wieder zu durchaus ernsten Meinungsverschiedenheiten gekommen sei.

***** Hier kann man auch einen Kommentar zu diesem Artikel abgeben *****

Zerwürfnis im Vorstand, Austritt von drei Vereinsmitgliedern

Am Tag der Jahreshauptversammlung kam es dann zum offenen Bruch dieser zwei Fraktionen. Vor Sitzungsbeginn überreichten Altendorfer, Zaglmair und Hopfner den Funktionären der Theatergruppe Lembach einen Offenen Brief und verließen danach sogleich den Sitzungssaal. Der Brief wurde dann im Rahmen der Versammlung von Obmann Kasper allen Anwesenden zur Kenntnis gebracht.

Die Ehrengäste Dir. Heinrich Pusch und Bgm. Dir. Herbert Kumpfmüller hörten bei der Jahreshauptversammlung erstmals von den Differenzen im Theaterverein Lembach

Worum geht es bei der ganzen Sache eigentlich?

Im ganzen Bezirk gibt es nur in Lembach einen behördlich eingetragenen Theaterverein mit Vorstand, Obmann, Schriftführer, etc. In allen anderen Orten liegt die Verantwortung für das Theaterspielen fast immer nur in einer Hand (meist ist der Cheforganisator auch Regisseur in Personalunion). Wird das Theaterspielen jedoch als Verein, ARGE, Körperschaft, etc. organisiert, so gibt es potenzielle Konfliktbereiche zwischen künstlerischer Leitung (Regie) und organisatorischer Leitung (leitende Funktionäre des Theatervereins).

Wie lauten nun die gegenseitigen Vorwürfe konkret: mangelnder Informationsfluss, eigenmächtiges Handeln, Gruppenbildung und mangelnde Kostentransparenz auf der einen, sowie Abänderung der Statuen, mangelnde Honorierung künstlerischer Leistungen, mangelndes Verständnis für künstlerische Freiheiten hinsichtlich der Auswahl des Stückes, Zeitpunkt der Probenbeginne, Auswahl der Schauspieler, etc. auf der anderen Seite.

Sepp Kasper, Obmann des Theatervereins berichtet den Anwesenden über die aktuelle Situation im Theaterverein Lembach

Obmann Josef Kasper war in den Tagen vor der Jahreshauptversammlung nach eigenen Angaben sehr um eine Deeskalation bemüht. Da jedoch die Meinungsverschiedenheiten grundsätzlicher Natur waren und die notwendige gegenseitige Vertrauensbasis fehlte, traten die drei o.a. Mitglieder gleichzeitig mit Überreichung des Offenen Briefes aus dem Theaterverein Lembach aus.

Obmann Kasper betonte, dass er sehr unglücklich über die aktuelle Entwicklung sei und dass den oben Genannten jederzeit die Tür wieder offen steht, sollten sich die aktuellen Meinungsverschiedenheiten zur Zufriedenheit beider Seiten ausräumen lassen.

Ähnliches konnte man auch von Bgm. Dir. Herbert Kumpfmüller hören, welcher als Gast bei der JHV von der aktuellen Lage im Theaterverein auch völlig überrascht wurde. Auch er bekräftigte in seiner Ansprache, dass es wichtig sei, die Türen immer offen zu halten und dass man den scheidenden Mitgliedern trotz aktueller Differenzen durchaus hohe Wertschätzung für ihre bisherige Tätigkeit (Pension Schöller, Cash on Delivery, …) entgegenbringen muss.

Neuwahl des Vorstandes

Alle bisherigen Positionen wurden bei der Neuwahl bestätigt. Neu in den Vorstand kam lediglich Renate Thorwartl für den ausscheidenden Schriftführer-Stv. Wolfgang Altendorfer. Nicht anwesend Pressereferent Dominik Meisinger.

Bezirksobmann Pusch sieht weiterhin großes Potenzial bei der Theatergruppe Lembach

Bezirkstheaterchef Heinrich Pusch wies in seiner Ansprache darauf hin, dass der noch sehr junge Theaterverein Lembach auch weiterhin eine große Zukunft vor sich hat, aber dass man halt noch Erfahrungen mit der optimalen Organisations- und Informationsstruktur sammeln müsse. Wichtig sei jedenfalls, dass man ab dem Zeitpunkt der Übergabe der Regieverantwortung auch deren künstlerischen Freiheiten voll respektieren müsse, ob man das nun gut finde oder nicht. Er gab jedoch zu, dass dies in Theatervereinen, die nicht als Verein konstruiert sind, normalerweise leichter fällt.

Passend zur Stimmung an diesem Tag war auch der Mitgliederandrang bei der JHV nicht überwältigend. So waren von den zB von den 10 Schauspieleren beim Stück Cash On Delivery nur 3 bei anwesend. Es waren insgesamt nur ca. 20 Mitglieder anwesend. Über 70 Mitglieder sind beim Verein registriert.

Jahresrückblick / Ausblick

Aber die Jahreshauptversammlung war nicht nur mit der notwendigen Aufarbeitung der aktuellen Situation beschäftigt, sondern es gab durch Obmann Kasper, die Jugendverantwortliche Maria Lindorfer und die Maturatheaterprojekt- bzw. Jungendtheaterprojektverantwortliche Julia Pröll auch sehr interessante Rückblicke und Ausblicke: die Theaterstücke Cash On Delivery und Bluat is dicka ois Wossa sowie die Teilnahme an Linz09, vergangene und künftige Theaterworkshops wurden ebenso besprochen, wie die Vorbereitung der Theatergruppe auf die 400-Jahr-Markterhebungsfeier im symbolträchtigen Jahr 2012.

Hackl Franz „holte“ sich besonderes Lob für sein „Zug-Bühnenbild“ von Theaterbezirksobmann Heinrich Pusch ab.

Cash On Delivery
Bezirkstheaterobmann Pusch hob in seiner Rede besonders das letzte Theaterstück Cash On Delivery wegen seiner hervorragenden Regieleistung hervor. Besonders die Schnelligkeit des Stückes (typisch für englische Komödien), das Bühnenbild mit Zugfahrten und die wirklich sehr originell und überzeugend dargestellten weiblichen „Zicken“-Charaktere hätten es ihm angetan, so Pusch in seiner Lobesrede. Auch habe ihm sehr imponiert, dass die Jugendtheatergruppe als einzige Gruppe des Bezirks zu Linz 09 eingeladen wurde. Auch dies sei ein Beweis für die hohe Qualität im Lembacher Theaterbetrieb. Weiters wurde die Abwicklung des Topevents „Spectaculum 08“ als vorbildlich und zukunftweisend für das Laientheater in OÖ dargestellt.

Julia Pröll präsentiert ihr Maturatheaterprojekt, welches im Jänner 2010 in der ADH aufgeführt werden soll. Das Stück wurde bzw. wird von Jugendtheatermitglied Clemens Wiesinger geschrieben.

Versöhnlich
Aufgrund des großen Tatendranges der Vereinsmitglieder kann man sicher sein, dass die Theatergruppe Lembach auch die aktuell etwas schwierige Situation meistern wird und uns auch künftig mit vielen interessanten Stücken positiv überraschen wird.

Links:

http://www.theatergruppelembach.at

Profilbild von Theatergruppe
Theatergruppe Josef REINTHALER
Verfasst am: 09.05.2010
Zugriffe: 1.026