Fronleichnam, am 2. Juni 2024 – Eine Meditation: Wo und wie ist Christus „gegenwärtig“

DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER


Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!

Christus durch die Welt tragen und sie Stück für Stück in ein neues Paradies verwandeln

Vor kurzem habe ich einen alten Text über Fronleichnam gelesen. Ich möchte ihn vorlesen und darüber nachdenken. Wichtig ist, dass wir mitgehen in diesem Text beim Vorlesen: Jeder von uns fühlt sich verpflichtet, Christus, den Herrn, in die Welt zu tragen. Christusträger sind wir. Denke es dir ganz lebendig: Du gehst durch den Ort. Es geht Christus in dir. Du gehst über die Plätze, durch die engen Gassen einer Stadt: Überall, wo du gehst, geht „Christus“! Gewöhne es dir an, das lebendig im Sinn zu haben! Lebe dich hinein in diese Überzeugung: „Herr, du gehst wahrhaftig in mir durch diese Stadt! Herr, du in mir, segne die Menschen, denen ich jetzt begegne! Segne diesen Mann, der so verbittert dreinschaut, als wolle er alles vergiften! Segne dieses Mädchen, das so schrecklich aufgetakelt und oberflächlich dahertändelt! Segne diese alte Frau, der die Sorge aus den Augen schaut. Segne das Kind, das so voll Unschuld mich ansieht. Segne, segne, segne, mein Herr!

Predigt Fronleichnam, 2.6.2024 |
Perikopen: Ex 24,3-8 Mk 14,12-16.22-26
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach

Segne alle und jeden – ohne Ausnahme!

Segne alle und jeden! Segne doppelt diesen Menschen hier, der mich anblickt, als wisse er, dass du in mir gehst. Vielleicht gehst du auch in ihm durch die Straßen und es ist ein Funke hinüber gesprungen. Gib mir helle Augen, Herr, dass ich lerne, die Kinder deines Lichtes zu erkennen, um ihnen besondere Liebe zu erzeigen. Wenn du meine Augen klar machst, kann ich auch erkennen, wer vom Bösen ist, wer mir schaden kann. Aber ich fürchte mich nicht, weil du bei mir bist. So gehen wir und tragen Christus mit uns überall hin, mit besonderem Bewusstsein aber dahin, wo wir wissen, dass man von ihm nichts wissen will.

Die wahre Fronleichnamsprozession, die alles verändert

Ist das nicht eine Fronleichnamsprozession, die wir da veranstalten, unsichtbar und doch wunderbar, noch wunderbarer und verborgener wie wenn wir den Herrn in der Monstranz durch die Straßen tragen? Wirklich, aber es gehört noch mehr Glaube und noch mehr Liebe dazu als bei der Prozession am Fronleichnamstag. Komm, wir wollen diese Liebe suchen und bitten um diesen Glauben! Gib diesen Gedanken weiter an deine Vertrauten, dass sie mittun. Wenn alle dabei sind, die guten Willens sind, wird es so, dass es keine Straße und keinen Platz mehr gibt, wo nicht Christus segnend dahinschreitet. Muss der Herr sich nicht eines Ortes erbarmen, wo viele viele Christusträger, viele Christusbringer segnend und betend durch die Straßen gehen?

Warum gehen Christen zu Fronleichnam mit einem Baldachin durch die Straßen?

Zu Fronleichnam trägt man in einer Prozession eine Monstranz durch die Straßen. Die Monstranz ist ein liturgisches Gerät mit einem Fenster, in dem die gewandelte Hostie – der Leib Christi – zur Anbetung gezeigt wird. Diese feierliche Prozession ist ein zentraler Bestandteil des Fronleichnamsfestes, bei dem die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. In Bayern (und auch in Österreich) wird dieser Tag auch als Kränzeltag bezeichnet, an dem Mädchen Kränze auf dem Kopf tragen oder die „Wetterkranzl“ geweiht werden, die im Haus aufgehängt werden und gegen Blitzschlag schützen sollen. (Antwort durch eine KI von Microsoft) – (c) FOTO Pfarre Lembach 2023

Christus ist auf vielfache Weise „gegenwärtig“

Der o.a. Text ist einige Jahrzehnte alt. Was für Gedanken kommen mir aus diesem Text. Erstens: Es gab einmal eine Zeit auch bei uns, in der es Mut erfordert hat, Christ zu sein und dazu zu stehen. Es gibt immer noch Menschen, die davon lebendige Geschichten erzählen können. Ich habe daran gedacht, dass es auch in unserer Zeit eine Reihe Länder gibt, in denen es gefährlich ist, Christ zu sein. Da kann es viel kosten, sich zu Christus zu bekennen, sogar das eigene Leben. Wir erfahren immer wieder davon.

Zweitens ist mir in den Sinn gekommen, dass unsere Situation gar nicht so ganz anders ist. Christsein, sich zum christlichen Glauben bekennen und ihn im Alltag leben, ist zwar – Gott sei Dank – bei uns nicht lebensgefährlich, aber leicht ist es oft auch nicht. Überzeugte Christen, die es versuchen in der Familie, am Arbeitsplatz, im Verein usw. können ein Lied davon singen. Auch heute begegnet solchen Menschen, die mit ihrem Christsein im Alltag ernst zu machen versuchen, manches Unangenehme und Negative, zum Teil sogar aus den vermeintlich eigenen Reihen.

Gott ist uns nicht fern

Drittens: Mir gefällt der Gedanke, Christus durch die Straßen zu tragen. Er ist da im eucharistischen Brot, wirklich gegenwärtig. Das feiern wir und das tun wir an Fronleichnam. Aber er ist noch in einem ganz anderen, tieferen Sinn bei uns, geht mit uns, ja ist in uns, wohnt in uns. Der Apostel Paulus sagt den Athenern auf dem Areopag: „Gott ist uns nicht fern. In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“ Und von sich sagt er: „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir.“ Edith Stein betet: „Du bist mir näher als ich mir selbst, innerer als mein Innerstes, göttliches Licht, Heiliger Geist, ewige Liebe!“

Viertens: Ich finde es schön, durch die Straßen zu gehen, durch die bunte Menschenmenge mit dem Bewusstsein: Christusträger zu sein; mit dem Bewusstsein: „Du in mir.“ Christus geht in mir. Er lebt und betet in mir. Er segnet die Menschen, denen ich begegne und die ich ansehe.

Liebe Brüder und Schwestern!

Die eucharistische Gegenwart Gottes ist nicht zu trennen von seiner Gegenwart in den Menschen. Jeder getaufte und gläubige Mensch ist im Grunde eine lebendige Monstranz. Wir tragen und bergen auf geheimnisvolle Weise die göttliche Gegenwart. Sind wir uns dessen nicht viel zu wenig bewusst? Sollten wir uns das nicht viel öfter in Erinnerung rufen: „Du in mir“?
Lebendige Monstranz sein! Ist das nicht etwas, was wir mit Bedacht und Aufmerksamkeit im Alltag üben, einüben, uns immer wieder ins Bewusstsein rufen sollten, um dann verstärkt und intensiv auch aus dieser Überzeugung zu leben und zu handeln?
Lebendige Monstranz sein! Können andere bei mir etwas davon merken? Zeigt sich das in meinem Umgang mit den Menschen? Ist mein Verhalten ihnen gegenüber von Ehrfurcht und Liebe geprägt?
Lebendige Monstranz sein! Christus lebt, betet, geht und segnet in mir und durch mich! Welche Gnade! Welche große Gabe, aber auch Aufgabe! Welche Kostbarkeit und Würde, aber auch welche Berufung und Herausforderung! Fronleichnam ist eine Aufgabe für jeden Tag.
AMEN.

Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))


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Wort zum Sonntag (G) Pfarre Lembach Religion
Verfasst am: 01.06.2024
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