
Sonntag, 13. Juli 2025 – Wer ist für uns „Der Nächste“, für den wir Sorge tragen sollen?
DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER -
Je bekannter eine Erzählung ist, desto genauer soll man sie anschauen, sonst kommt ihre Botschaft nicht mehr rüber und wir übersehen wichtiges. So ist es auch beim Gleichnis vom Barmherzigen Samariter.
Predigt von Maximilian PÜHRINGER
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift
Gleichnis vom Barmherzigen Samariter
Beim genauen Blick fallen mir beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter mehrere Sachen auf, die wir betrachten dürfen. Erstens: Mir fällt auf, dass der Gesetzeslehrer, der Jesus eine Frage stellt, überhaupt kein Problem mit der Gottesliebe hat. Er hat kein Problem damit, dass man Gott lieben soll aus ganzem Herzen, mit ganzer Kraft und allem Denken. Als ob dies das einfachste auf der Welt wäre, so zu lieben. Er fragt nicht: Wie geht das überhaupt: Gott zu lieben? Diese Frage hätte ich als erste erwartet. Er hat kein Problem mit der Gottesliebe. Offenbar war das für ihn klar. Ist es für uns so klar? Ist es nicht eher so, dass wir die Gottesliebe meistens hinten anstellen. Dass wir Gott lieben mit den Resten unserer Zeit und unseres Interesses. Oder der große Mystiker Meister Eckhart hat einmal gesagt, dass viele Menschen Gott wie eine Kuh lieben, nämlich wegen der Milch und des Käses. Wie ist es um deine Gottesliebe bestellt? Das ist die entscheidende Frage. Darauf dürfen wir mit neu schauen, um selber Menschen mit mehr Gottesliebe zu sein.
Wer ist für mich „der Nächste“
Zweitens: Der Gesetzeslehrer fragt vielmehr: Wer ist mein Nächster? Als ob das nicht klar wäre. Der nächste ist für einen Juden immer ein Jude, ein Volksgenosse, sonst niemand. Einem aus dem eigenen Volk soll man immer helfen, das findet sich an vielen Stellen des Alten Testamentes und das ist bis heute so: ein Palästinenser in Gaza oder im Westjordanland ist kein Nächster, also einer, der in unmittelbarer Nachbarschaft wohnt, ist deshalb für ihn nicht der Nächste. Nur ein Volksgenosse kann der Nächste sein. Jesus sagt leider auch nicht: ein verwundeter, niedergeschlagener Mensch am Wegrand ist dein Nächster.
Helfen nicht nur in der eigenem Familie oder im eigenen Volk
Der Jude Jesus erzählt die Geschichte von einem Menschen, der kein Jude ist, sondern ein Samaritaner, ein Bastard in den Augen der Juden, eine Kreuzung, die nicht dem Gesetz entspricht, vom Gesetz her nicht sein dürfte. Der, der hilft, ist kein Volksgenosse. Er steht außerhalb Israels und erfüllt trotzdem das Gebot Gottes. Und der, dem er hilft, ist auch nicht sein Volksgenosse, sondern einfach ein hilfsbedürftiger Mensch, dessen Herkunft Nebensache ist. Also der von dem man etwas gar nicht erwarten kann oder würde, der hilft. Ja, das ist denke ich auch eine Erfahrung, die man mitunter macht.
Von manchen Menschen, von denen man es nicht erwarten würde, wird man positiv überrascht. Und von manchen Menschen, wo man sich etwas erwarten würde, wird man negativ überrascht wird man enttäuscht. Wir sollten uns um eine gute Menschenkenntnis bemühen, selber nicht zu viel versprechen, und auch nicht zu viel in manche Versprechen vertrauen. Es kommt eben öfters anders, als erwartet. Und bei Gott ist sowieso manches anders. Da werden Erste Letzte und Letzte Erste. Im Himmel wird einmal alles umgedreht. Gott hat eine andere Logik: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“
Wir sollen keine Menschen sein, die vorbeireden, vorbeisehen, vorbeihören, vorbeigehen
Drittens: Schließlich dreht Jesus dem Fragesteller die Frage um: Wer von diesen dreien ist dem der nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde? Man hätte es besser wörtlich übersetzen können: Wer von den dreien scheint dir der Nächste geworden zu sein dem, der unter die Räuber gefallen war. Dieses Dir kann an den Gesetzeslehrer oder auch an uns gerichtet sein. Die Frage: wer ist mein Nächste, müssten wir ja so beantworten: tausende sind unsere Nächsten. Überall um uns herum sind welche, die unserer Hilfe bedürfen.
Aber Jesus fragt uns anders: Für wen bist Du der Nächste geworden? Ein Nächster sollen wir werden und nicht vorbeireden, vorbeisehen, vorbeihören, vorbeigehen an der Not anderer. Denn Jesus selbst ist ein Nächster geworden für verlorene, geschlagene, von Krankheit und Schuld verwundete Menschen und er hat ihn aufgeholfen. Er hat Gottes- und Nächstenliebe nicht durch Fragen auseinandergetrennt. In einer frühchristlichen Schrift, dem Brief an Diogenet, heißt es:
„Liebst du Gott, wirst du ein Nachahmer seiner Güte sein. Wundere dich nicht, dass ein Mensch Nachahmer Gottes sein kann: er kann es, weil Gott es will. Wer das, was er von Gott empfangen hat, Hilfedürftigen gibt, der wird für die Empfänger ein Gott, der ist Gottes Nachahmer. Dann wird der Empfangende schon auf Erden sehen, dass ein Gott im Himmel waltet.
Liebe Brüder und Schwestern!
Auch, oder gerade, weil uns das heutige Evangelium so bekannt, sollen wir es gut anschauen und darüber nachdenken. Der Gesetzeslehrer hat mit der Gottesliebe kein Problem, haben auch wir es nicht. Die Frage nach dem Nächsten soll uns beschäftigen, und die Antwort darauf ist, dass es unzählige Nächste gibt. Amen.
Aus der Bibel im heutigen Sonntags-Evangelium

Evangelium: Lukas 10,25–37
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit stand ein Gesetzeslehrer auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.
Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben! Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jéricho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber.
Ein Samaríter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei Denáre hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du genauso!
Bildnachweis: FPP AI
Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))
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