
Sonntag, 5. Oktober 2025 – Ein Mensch mit Gottvertrauen ist ein Optimist, der immer wieder etwas Neues zu tun wagt
DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER -
Ein starker Glaube, so sagt Jesus, gleicht einem Senfkorn, einem der kleinsten Samenkörner. Jesus schreibt diesem Glauben ganz wunderbare Wirkungen zu (siehe Sonntagsevangelium ganz unten).
Predigt von Maximilian PÜHRINGER
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift
Stärke unseren Glauben
Schauen wir ganz auf den Anfang des heutigen Evangeliums. Da war eine Bitte der Apostel an Jesus: „Stärke unseren Glauben!“ Nun, die Apostel waren sicher nicht ungläubig. Sie waren gläubige Juden. Und doch hat Jesus sie in verschiedenen Situationen immer wieder nach ihrem Glauben gefragt, zum Beispiel nach der Stillung des Seesturmes: „Habt ihr noch keinen Glauben?“ „Wo ist euer Glaube?“ „Glaubt ihr denn immer noch nicht?“ Auch wir beten am Anfang vom Rosenkranz: „Jesus, der in uns den Glauben vermehre?“ Ist das eine sinnvolle Bitte? Kann man den Glauben vermehren wie eine Geldsumme oder einen Energievorrat?
Wie ein Kind in den Armen des Vaters
Drei Gedanken dazu. Erstens: Ein Bild kann uns helfen, über diese Frage nachzudenken. Ich möchte es kurz beschreiben. Das Bild zeigt ein Kind, das auf einer Mauer steht. Es ist gerade dabei in die offenen Arme des Vaters zu springen, der unterhalb der Mauer steht. Ein Kind, das eine gute, vom Vertrauen zum Vater geprägte Beziehung hat wird bei diesem Spiel kaum Angst haben. Im Gegenteil: Es macht ihm Spaß. Es kann gar nicht genug bekommen und wird den Sprung gern und mit Vergnügen, so oft wie möglich, wiederholen. Es weiß: Mir kann nichts passieren. Die Arme meines Vaters sind groß und stark. Er hält mich. Ihm kann ich mich anvertrauen. Über die „Größe“ dieses Vertrauens macht sich das Kind keine Gedanken. Es ist einfach da. Es fühlt sich einfach mit dem Vater verbunden und in seiner Macht und Liebe geborgen. Soweit dieses Bild vom Kind, das vertrauensvoll in die Arme des Vaters springt.
„Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn…“
Zweitens: Kommen wir von diesem Bild her zurück zu Jesus und den Aposteln mit ihrer Bitte nach einem starken Glauben. Jesus geht auf die Bitte der Apostel, ihren Glauben zu vermehren, nicht ein. Indirekt bestätigt er jedoch, dass der Glaube der Apostel klein ist. Er gleicht, so sagt Jesus, einem Senfkorn, und das ist eines der kleinsten Samenkörner. Doch erstaunlich: Jesus schreibt diesem Glauben wunderbare Wirkungen zu. „Ihr könnt mit diesem Glauben einen Maulbeerbaum, der als besonders fest und tief verwurzelt gilt, ins Meer pflanzen und ihn gegen seine Natur dort weiterwachsen lassen.“ Ein herausforderndes Bild, das nicht wörtlich genommen werden will, dass uns aber gerade deshalb fesselt und zum Nachdenken bringt.
Glaube überwindet irdische Grenzen
Echter Glaube ist stark, auch wenn er vom Menschen her gesehen so winzig ist wie ein Senfkorn. Und zwar ist er deswegen stark, weil er nicht nur eine irdisch-menschliche Angelegenheit ist, sondern in den Bereich Gottes vorstößt. Auch ein kleiner und schwacher Glaube rechnet immer noch mit Gott. Und dann sagt Jesus noch. „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn…“ Das ist keine Drohung, sondern Ermutigung! Und es ist eigentlich sehr tröstlich! Mein/unser Glaube, wenn auch nur so groß wie ein Senfkorn, reicht aus, ist genug. Gott kann damit etwas anfangen. Den kleinen Finger meines Glaubens einfach Gott hinhalten. Mehr braucht es nicht und Gott kann viel daraus machen. Glaube heißt, dass ich mit Gott rechne.
Glaube dringt in göttliche Bereiche ein
Drittens: Mein Glaube, meine Glaubenssituation. Glaubend verbindet sich der Mensch mit Gott. Er macht es wie das Kind auf dem Bild. Er schaut nicht primär auf seine Kleinheit, sondern auf die Größe und Güte Gottes. Er lässt sich nicht entmutigen von der Einsicht, dass dies oder jenes bei Menschen unmöglich ist, sondern vertraut der Stimme seines Herzens, die ihm sagt, dass bei Gott alles möglich ist. Deshalb ist der Gläubige ein Optimist, der immer wieder etwas zu tun wagt, das einem Sprung ins Ungewisse gleicht. Dabei ist er ebenso sicher wie das Kind auf unserem Bild, dass er nicht ins Leere fällt, sondern von der Vorsehung Gottes aufgefangen wird. Der wahrhaft Gläubige wartet also nicht, bis sein Glaube für ein Leben nach dem Evangelium groß genug ist, sondern beginnt, wie es Jesus es heute im Evangelium empfiehlt, mit einem kleinen Glauben zu leben und zu handeln, in der Zuversicht, dass Gott ihm zur rechten Zeit schenken wird, was er aus eigener Kraft nicht schaffen kann. Dazu noch eine kurze, jüdische Geschichte:
Der Handwerker und sein Sohn
Ein jüdischer Handwerker, der es in seiner Jugend und auch später im Leben schwer gehabt hat, bringt eines Tages seinen kleinen Sohn in eine ähnliche Situation, wie sie unser Bild zeigt, und fordert ihn auf: Spring in meine Arme! Als der Junge losspringt, zieht der Vater die Arme zurück und lässt das Kind auf den Boden fallen, wo es sich verletzt und in Tränen ausbricht. Als ihn die Umstehenden wegen seiner Herzlosigkeit zur Rede stellen, antwortet der Vater: „Das gehört zur Erziehung. Der Junge muss lernen, dass man im Leben niemand trauen darf, mag er noch so nah mit einem verwandt sein und sich noch so freundlich gebärden.“
Pessimismus ist lebens- und gottesfeindlich
Dieser Handwerker hat eine schlimme Lebenseinstellung. Sie mag auf dem Hintergrund vieler Enttäuschungen, die dieser Mann erlebt hat, verständlich sein. Trotzdem ist sie in ihrem Pessimismus, der alles vergiftet, lebensfeindlich und gottesfeindlich. Man kann mit ihr weder leben noch sterben.
Liebe Brüder und Schwestern!
Bitten wir im Blick auf dieses Bild vom Kind im Sprung in die Arme des Vaters, Gott, dass er uns wenigstens Senfkornglauben schenkt, damit wir in den Abgründen, die uns gelegentlich bedrohen, nicht nur die bodenlose Schwärze sehen, sondern auch die Umrisse seiner gütigen Hände. Schauen wir immer wieder auf unsere Glaubenssituation. Beten wir im Rosenkranzmonat Oktober immer wieder mit Hilfe unserer himmlischen Mutter „Jesus, der in uns den Glauben vermehre.“ Möge er uns eine Erfahrung machen lassen, die Rainer Maria Rilke einmal in einem Herbstgedicht so beschrieben hat:
„Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer,
welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.“
Amen.
ENDE DER PREDIGT VON PFARRER MAXIMILIAN PÜHRINGER
Aus der Bibel im heutigen Sonntags-Evangelium

Evangelium
Lukas 17,5–10
Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn ..
In jener Zeit baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.
Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
Bildnachweis: FPP AI
Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))
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