Nach der Matura nach Costa Rica

Christina Lindorfer über Land & Leute

Warum wolltest du nach der Matura ins Ausland?

Irgendwie plante ich schon immer, für längere Zeit ins Ausland zu gehen, ein fremdes Land und damit verbunden, eine andere Kultur kennen zu lernen. Wichtig war mir auch, eine Fremdsprache fließend sprechen zu lernen. Der bestmögliche Zeitpunkt, sich in solch ein Abenteuer zu stürzen, ist eben jener nach der Matura.

Ursprünglich wollte ich ja mit einer Freundin als Au-pair-Mädchen in die USA gehen. Nach längerem Überlegen erkannte ich jedoch, dass ich im Ausland nicht nur an eine Familie gebunden sein wollte, denn es reizte mich auch die Mitarbeit an einem interessanten Projekt. Außerdem war es mein Ziel Spanisch zu lernen. Durch das Jugendservice in Rohrbach erhielt ich Infos über verschiedene Organisationen, die Auslandseinsätze anbieten. Für Grenzenlos entschied ich mich, da diese eine der preisgünstigeren Organisationen ist und wie ich später herausgefunden habe, auch gute persönliche Betreuung bietet.

Lindorfer Christina (Dritte von links) mit ihren europäischen Freundinnen an einem Strand in Costa Rica
Dieses Äffchen hat nichts zu befürchten, denn dieser Vulkan ist schon längere Zeit nicht mehr aktiv …
Christina mit Gastfamilie

Warum musste es Costa Rica sein?

Wie ich bereits erwähnte, wollte ich unbedingt Spanisch lernen. Ich hatte noch Honduras (Zentralamerika) und Bolivien (Südamerika) zur Auswahl, an Costa Rica zogen mich vor allem Traumstrände, Regenwälder und exotische Tierarten an. Die stabile politische Lage war ein weiterer Beweggrund für meine Wahl.

Du warst ganze 6 Monate in Costa Rica. Da hast du ja sicher einiges erlebt. Was sind deiner Meinung nach die Highlights?

Die erste Woche meines Aufenthaltes verbrachte ich bei meiner Gastfamilie. Anschließend fuhr ich mit einer Gruppe von 25 Exchangees aus den verschiedensten Ländern Europas auf ein Camp, wo wir die Mitarbeiter der Organisation in Costa Rica kennen lernen konnten. Dies geschah in einer sehr lockeren Atmosphäre. Dass das Leben in Costa Rica oft etwas gemütlicher abläuft, merkten wir schon bald, denn wir hatten jede Menge Zeit uns am Pool zu entspannen.

Nach dem Camp ging es aber etwas intensiver los. Drei Wochen lang hatten wir von 9 – 13 Uhr Spanischkurs, oft auch mit Hausübungen und natürlich Vokabel lernen. Am Nachmittag wurden interessante Vorträge über Nationalparks und exotische Tierarten organisiert und es standen Museumsbesuche auf dem Programm – nicht zu vergessen, der Tanzkurs in lateinamerikanischen Tänzen, wie Salsa und Marenge.

Nach dem ersten Monat kehrte ich schließlich zu meiner Gastfamilie zurück und meine Arbeit in einem Haus für misshandelte Kinder und im Büro einer Beratungsstelle für Familienangelegenheiten begann.

Bei zahlreichen Wochenendtrips mit den anderen Exchangees und einem Reisemonat, lernte ich schließlich die schönsten Plätze Costa Ricas kennen!

Der Staatspräsident – nächste Wahlen 2006

Stimmt es, dass du dich sogar mit dem dortigen Staatspräsidenten unterhalten hast?

Na ja, es waren eigentlich nur ein paar Worte. Durch meine Gastfamilie wurde ich zu einer Veranstaltung mitgenommen, an der auch der dortige Staatspräsident teilgenommen hat. Er hat mich mit „Die kleine Blonde“ angesprochen. Ich erwiderte ihm daraufhin auf Spanisch, dass nur er als Staatspräsident mich so ansprechen dürfe.

Was kannst du uns noch über Land und Leute sagen?

Costa Rica ist klimatisch ein sehr abwechslungsreiches Land. Es kommt vor, dass es an einem Ort kalt und regnerisch ist, wenige Kilometer entfernt herrschen jedoch strahlender Sonnenschein und Hitze. Besonders beeindruckend waren für mich die riesigen Nationalparks und die vielen, meist noch aktiven Vulkane insbesondere der Vulkan Arenal, bei dem ich nachts Lava fließen sehen konnte. Unvergesslich sind für mich natürlich auch die verschiedenartigen Küstenregionen, die von schwarzen Sandstränden an der Karibikküste, bis zu weißen Buchten am Pazifik reichen.

Die Menschen in Costa Rica sind generell sehr hilfsbereit und freundlich. Da ich nach einigen Wochen ganz gut Spanisch sprach, kam ich mit ihnen sehr leicht ins Gespräch. Sie sind außerordentlich interessiert an Ausländern und stellen alle möglichen Fragen nach dem Herkunftsland und dem Ziel des Aufenthaltes. Normalerweise nehmen sie an, dass man mit blonden Haaren und blauen Augen aus Nordamerika kommt, da die meisten Touristen Amerikaner sind. Sie waren dann sehr überrascht, wenn sie erfuhren, dass ich Österreicherin bin und verwechselten unser Land, wie meist üblich, mit Australien.

Was hat dir am meisten gefallen?

In wirklich guter Erinnerung habe ich diesbezüglich meine Gastfamilie, die mich wie eine neue Tochter aufgenommen hat,
die vielen Freundschaften, die ich geschlossen habe und natürlich die unwahrscheinliche Hilfsbereitschaft der Costaricaner. Sie sind sehr unkompliziert und nehmen vieles nicht so genau wie wir.

Gab es im Verlauf deines Aufenthaltes auch gröbere Schwierigkeiten, etc.?

Natürlich hatte ich in einem Land, in dem der Großteil der Menschen dunkle Augen- und Haarfarbe hat, mit blonden Haaren und blauen Augen auf der Straße jede Menge Aufmerksamkeit. Da von einem vermeintlichen Touristen angenommen wird, dass er normalerweise sehr viel Geld bei sich hat, ist die Gefahr sehr groß, bestohlen zu werden. Diese Erfahrung blieb mir zum Glück erspart.
Von meinen Gasteltern wurde mir nicht erlaubt, nach sechs Uhr abends alleine zu Fuß aus dem Hause zu gehen, da durch die Kluft zwischen Arm und Reich, die Kriminalität in den Städten hoch ist. Ich empfand diese Einschränkung sehr störend.

Meinen anfänglichen starken Ekel vor den Kakerlaken, die dort ganz alltäglich sind, überwand ich auch schnell. Meine Gasteltern schenkten mir einen Insektenbekämpfungsspray, mit dem bewaffnet ich dann ständig auf der Jagd war.

Die Integration in das Leben der Gastfamilie gelang erst so richtig, als ich mich mit ihnen in Spanisch unterhalten konnte. Wichtig war dies vor allem für meine Beziehung zu den Gastgeschwistern (10, 7 und 2 Jahre alt), die nicht englisch sprechen.

Würdest du Costa Rica als „Erlebnis der besonderen Art“ weiterempfehlen?

Auf jeden Fall, obwohl man nicht das große Geld verdient, sondern nur ein kleines Taschengeld erhält. Eine fremde Kultur kann man vor allem durch die Teilnahme am Familienleben richtig kennen lernen. Der Sozialdienst vermittelt auch das positive Gefühl, etwas Sinnvolles geleistet zu haben.
Durch die Internationalität der Organisation erfuhr ich natürlich auch einiges über andere Länder und Kulturen. Außerdem schloss ich viele Freundschaften, die sich hoffentlich nicht im Laufe der Zeit verlieren. Wir versprachen uns auf jeden Fall, uns gegenseitig zu besuchen, in Schweden, Dänemark, Frankreich, Island, …

Alle Fotos von Lindorfer Christina

Profilbild von Lembach Online
Lembach Online Josef REINTHALER Medien
Verfasst am: 09.04.2004
Zugriffe: 987