Sonntag, 27. April 2025 – Tot ist tot, oder doch nicht?

DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER

Am Beginn eine kurze Geschichte: Ein Frosch lebte seit langer Zeit im Brunnen. Er wurde in ihm geboren und aufgezogen. Er war ein zarter kleiner Frosch. Eines Tages fiel ein anderer Frosch, der zuvor im Meer gelebt hatte, in den Brunnen.


Predigt von Maximilian PÜHRINGER
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift

Der Sonntag nach Ostern heißt
Barmherzigkeitssonntag (Link)

Hallo Frosch, wie groß ist das Meer?

Der Frosch des Brunnens fragte den Neuankömmling: „Wo kommst du her? Der Frosch des Meeres antwortete: „Ich komme vom Meer.“ Der Frosch des Brunnens fragte weiter: „Wie groß ist das Meer?“ „Sehr groß!“ Der Frosch des Brunnens streckte seine Füße aus und fragte: „Ist das Meer so groß?“ – „Viel größer!“ Da hüpfte der Frosch von der einen Seite zur anderen hin und fragte: „Ist das Meer so groß wie mein Brunnen?“ „Mein Freund“, sprach der Frosch des Meeres, „wie kannst du das Meer mit einem Brunnen vergleichen?“ Da rief der Frosch des Brunnens: „Nichts kann größer sein als mein Brunnen. Wahrlich nichts kann größer sein. Dieser Kerl ist ein Lügner. Man muss ihn hinauswerfen.“

Tot ist tot, oder doch nicht?

Diese Geschichte fiel mir ein, liebe Schwestern und Brüder, als ich mich – im Blick auf die Predigt – mit dem heutigen Evangelium (siehe weiter unten) befasste. „Gekreuzigt, gestorben und begraben!“ Tot ist tot. Was anderes gibt’s gar nicht! Thomas ist nicht bereit, noch einmal einer Einbildung der anderen Jünger nachzujagen und nachher umso mehr enttäuscht zu sein. Hat er nicht alles auf Jesus gesetzt? Doch er, für den er alles aufgegeben hatte und auf den er all seine Hoffnung gesetzt hatte, Jesus, der große Menschenfreund und leidenschaftliche Gotteskünder, Jesus, er war grausam hingerichtet worden. Schmählich ist er am Kreuz gestorben. Der Karfreitag, das Kreuz, war eine Riesenenttäuschung, die Katastrophe.

Fake News oder doch wahr?

Und jetzt soll er leben? Der Gekreuzigte soll leben? Das könnt ihr einem anderen erzählen. Und ihr könnt es mit noch so leuchtenden Augen und strahlenden Gesichtern erzählen: Das soll glauben, wer will. – Ich nicht! Ob seine Freunde – wie er am Nullpunkt der Hoffnung, total enttäuscht – sich das nicht einbilden? „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ Ich muss ehrlich sagen: Mir ist dieser Thomas sehr sympathisch. Ich kann gut verstehen, dass er Fragen stellt, dass er Zweifel anmeldet, dass er Beweise haben will, handfeste Beweise. Thomas geht den Dingen auf den Grund. Er will nicht blind und vorschnell glauben. Er ist vorsichtig, skeptisch, kritisch. Er will sich selbst überzeugen. Andernfalls glaubt er nicht.

DER UNGLÄUBIGE THOMAS

(Fotocredits: Caravaggio, Public domain, via Wikimedia Commons)

Wer zweifelt nicht hin und wieder an proklamierten Wahrheiten?

Ist Thomas nicht einer von uns? Ich denke wir können uns ganz gut in ihn hineinversetzen. Es fällt uns, meine ich, nicht schwer, uns mit unseren Fragen und Zweifeln in ihm wieder zu finden. Denn wir alle befinden uns in der Lage, dass wir nicht „sehen“ und doch glauben sollen. Leicht fällt es nicht immer. Außerdem leben um uns Menschen, die anders denken, die nicht mehr glauben, die uns Fragen stellen, uns vielleicht auch in Frage stellen, uns vielleicht auch belächeln wegen unseres Glaubens. Bei der Erzählung vom so genannten ungläubigen Thomas sprechen mich drei Dinge besonders an:

Erstens: Thomas darf weiterhin unter den Jüngern sein. Er wird nicht ausgeschlossen.
Zweitens: Er selbst ist am folgenden Sonntag da. Er befindet sich im Jüngerkreis, als der Auferstandene sich erneut zu den Seinen kommt. Das zeigt seine Ehrlichkeit. Das zeigt die Bereitschaft des Thomas, sich überzeugen zu lassen.
Drittens: Jesus verurteilt Thomas nicht wegen seines Unglaubens und seiner Zweifel. Er geht ihm nach. Er kommt ihm entgegen. Er geht sogar auf seine Bedingungen ein: „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite!“ Wie unendlich viel musste dem Herrn an Thomas gelegen sein!

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir alle sind für Jesus wichtig und sind ihm unschätzbar viel wert. Er ist der gute Hirt, der dem Verlorenen nachgeht. Er nimmt uns an, auch wenn unser Glaube schwach ist und angefochten. Er sagt ja zu uns, auch wenn wir immer wieder versagen. Er gibt keinen auf. Er lässt keinen fallen. Seine Liebe ist stärker. Sollte uns das nicht froh machen und ermutigen? Sollten wir daraus nicht lernen und uns auch um Geduld bemühen im Umgang miteinander, einander versuchen anzunehmen, wie Jesus den Thomas angenommen hat?

Zum Schluss noch etwas, was mir den Apostel Thomas sympathisch macht: Sein großartige Bekenntnis: „Mein Herr und mein Gott“. Ich liebe es, dieses kurze, aber aus der Tiefe des Herzens kommende, anbetende Ostergebet des gläubig gewordenen, auf die Knie gesunkenen Apostels. Und so wie wir uns im ungläubigen Thomas mit seinen Zweifeln und seiner Glaubensnot wieder finden können, so können wir uns auch dieses wunderbare Gebet zu eigen machen.

Jede Kniebeuge vor dem Allerheiligsten kann ein Zeichen des Thomasglaubens sein und im Thomasgebet Ausdruck findet: „Mein Herr und mein Gott.“ Ich habe von einen Priester gelesen, inzwischen ist er gestorben, der hat bei jeder Wandlung, wenn der Priester nach den Einsetzungsworten die Hostienschale und den Kelch erhoben hat, leise gebetet: „Mein Herr und mein Gott!“ Und wenn wir zur Kommunion gehen, können wir das auch im Herzen sagen: „Mein Herr und mein Gott.“ Kommt nicht Jesus auch heute noch in heiliger Kommunion – wie durch verschlossene Türen – zu uns, kehrt ein bei uns, lässt sich von uns berühren, ja wird sogar eins mit uns? Welche Nähe! Welche Gnade! Welches Glück! Welche Freude und Kraft geht da von ihm aus! „Mein Herr und mein Gott.“ Amen.


Aus der Bibel im heutigen Sonntags-Evangelium


Evangelium: Johannes 20, 19–31

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.

Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Thomas, der Dídymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei.

Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.

Bildnachweis: FPP AI


Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))


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Verfasst am: 27.04.2025
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