Sonntag, 1. Juni 2025 – Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt

DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt und ein guter Witz von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER -

Um die Einheit hat Jesus gebetet, kurz vor seinem Abschied von den Jüngern. Wahrscheinlich wusste er, wie gefährdet sie ist, sogar bei seinen Engsten Vertrauten. Jesus betet zum Vater.


Predigt von Maximilian PÜHRINGER
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift

Warum erhört der Vater die Bitte des Sohnes (noch immer) nicht?

Er bittet den Vater um die Einheit. So wie er im Vater ist, so sollen alle, die zu ihm gehören auch im Vater und in ihm sein. Wie ist das, wenn Jesus zum Vater betet? Sollte der Vater die Bitte seines Sohnes nicht erhören? Nun, wenn wir auf unsere Kirche und unsere Welt schauen, dann mag man doch so seine Zweifel haben. Die Kräfte, die auseinanderstreben sind sehr stark. Aber, vielleicht wäre das mit der Einheit schon viel weiter, wenn wir ihr nicht im Weg stehen würden, mit unseren falschen Vorstellungen von Einheit, weil wir ja immer meinen, Einheit hieße, dass es nur Eines geben darf. Vielleicht ist Einheit ja auch schon erreicht, wenn Einigkeit besteht in der Unterschiedlichkeit. Dann, wenn wir uns nicht gegenseitig schief anschauen, sondern lernen, uns gegenseitig zu akzeptieren und zu respektieren.

Das Wichtigste ist der gute Wille von uns allen

Wenn wir an das Wort von Papst Benedikt XVI. denken: „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“ Vor einigen Jahren hat der verstorbene Papst Franziskus in einem Interview zum Thema Einheit zwischen den Kirchen gesagt: „Wenn wir glauben, dass die Theologen sich einmal einig werden, werden wir die Einheit nach dem jüngsten Gericht erreichen.“ Weiter sagte er: „Theologen sind hilfreich, wenn es um die Einheit geht. Aber am hilfreichsten ist der gute Wille von uns allen, die wir mit offenen Herzen für den Heiligen Geist auf dem Weg sind.“ Der gute Wille, wie ist es um den in mir bestellt. Und so besucht Papst Franziskus die lutherische Gemeinde in Rom. Er trifft sich mit Altkatholiken, mit Vertretern der Anglikanischen und Reformierten Kirchen. Er schließt mit den orthodoxen Kirchen Verträge ab und, und, und…

Nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame suchen

Und das alles tut er nicht, um denen zu sagen, was sie verkehrt gemacht haben, wo sie überall falsch liegen, sondern er tut es, weil er sich mit ihnen verbunden fühlt – durch Jesus Christus, unseren Herrn. Er tut das in dem Wissen: das sind unsere Geschwister. Diese (christlichen) Kirchen haben alle denselben Herrn, eben Jesus Christus. Sie feiern dieselbe Taufe und halten das Mahl, wie Jesus es im Abendmahlssaal getan hat. Sie lesen alle aus demselben Neuen Testament. Und alle beten um denselben Heiligen Geist. Da ist ein neuer Blick – ein liebevollerer Blick füreinander als das früher war. Da ist man nicht mehr Konkurrenz, da sind wir nicht mehr Rivalen, sondern da sind wir Geschwister. Und diesen Blick brauchen wir nicht nur im Blick auf den Glauben, sondern insgesamt, in unserer Gesellschaft und in der einen Menschheitsfamilie.

Wir brauchen einen liebevolleren Blick

Und wir lernen, nicht mehr von Spaltung zu sprechen, sondern von Vielfalt. Und das Ziel aller Bemühungen besteht nicht darin, diese Vielfalt zu beseitigen, sondern diese Vielfalt zu versöhnen – so dass es keinen Streit mehr gibt, sondern alles das suchen, was verbindet und vereint. Wir tun uns manchmal schwer mit der Vielfalt, ich auch. Wir müssen lernen Vielfalt als Bereicherung und nicht als Bedrohung zu sehen.

Warum ist kein einziger Katholik im Himmel?

Es gibt diese schöne Geschichte von John Wesley (1707 – 1788), dem Begründer er evangelisch-methodistischen Kirche. Er hatte einen Traum. Er kam an das Portal zur Hölle und fragte: „Was für Leute gibt es denn bei euch? Katholiken?“ Antwort: „Ja, viele.“ – „Auch Anglikaner?“ Antwort: „Ja, viele.“ – „Auch Lutheraner, Reformierte, Baptisten, Presbyterianer, Orthodoxe?“ Immer kam die gleiche Antwort: „Ja, viele.“ – Betrübt ging Wesley weiter und kam an das Himmelsportal. Er klopfte und stellte die gleichen Fragen: „Sind hier Katholiken?“ Antwort: „Nein, kein einziger.“ – „Anglikaner?“ „Nein, kein einziger.“ – Lutheraner, Reformierte, Baptisten…?“ Und immer die gleiche Antwort: „“Nein, kein einziger.“ – Zaghaft fragte er am Schluss: „Aber doch Methodisten?“ Antwort: „Nein, kein einziger.“ – Erschrocken wollte Wesley nun wissen: „Ja, was für Leute sind denn im Himmel?“ Antwort: „Hier gibt es nur Christen.“ Vielleicht müssen wir mehr lernen, die richtigen Fragen zu stellen – damit auch alle eins sein können und nicht Fragen stellen, die uns immer wieder neu voneinander trennen.

Liebe Brüder und Schwestern!

Jesus betet um die Einheit. Es ist sein Gebet. Und wenn er den Vater bittet, dann wird der Vater ihn erhören. Und deshalb dürfen wir sicher sein: Wir sind auf dem Weg zur Einheit. Aber wir sollten uns der Erhörung des Gebets Jesu nicht in den Weg stellen – nur weil wir andere Vorstellungen von der Einheit haben als der Herr. Denn Gottes Geist weht ja bekanntlich, wie er will und nicht wie wir es ihm vorschreiben. Und so könnte es tatsächlich sein, dass Gott in seinem Himmel schon längst viel weiter ist, wenn es um die Einheit geht, als wir uns das hier auf Erden vorstellen. Denn er ist nicht ängstlich und kleinlich sondern sein Herz ist weit und seine Liebe kennt keine Grenzen. Werden wir zu Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Einheit. Amen.


Aus der Bibel im heutigen Sonntags-Evangelium


Evangelium: Johannes 17, 20–26

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.

Bildnachweis: FPP AI


Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))


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Verfasst am: 01.06.2025
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