
Sonntag, 6. Juli 2025 – Der Herr braucht jeden von uns, damit seine Botschaft wieder unter die Leute kommt.
DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER -
„Da sandte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selber gehen wollte.“ Die Zahl 72 steht in der Bibel für einen erweiterten Kreis der Jünger Jesu. Zwölf reichen nicht aus.
Predigt von Maximilian PÜHRINGER
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift
Jesus braucht mehr Jünger
Der Herr braucht mehr Leute, dass seine Botschaft unter die Leute kommt. Rund um das Fest Peter und Paul, dass wir letzten Sonntag gefeiert haben, werden traditionell Priesterweihen gespendet, sofern Weihekandidaten vorhanden sind. In Österreich gibt es heuer 26 Neupriester, in unserer Diözese sogar fünf. Das liegt erfreulich sogar über dem Schnitt der letzten Jahre, aber wir wissen die Situation ist perkär, auch wenn wir im Dekanat Sarleinsbach zurzeit fast noch in einer anderen Welt leben. Es kann derzeit nach wie vor in jeder Pfarre und Seelsorgestelle sonntäglich Eucharistie gefeiert werden, und wenn man einen Priester braucht, weiß man auch noch, wo einer zu erreichen ist. Und, dass bei uns ein Begräbnis sogar noch innerhalb von drei Tagen möglich ist, findet man auch kaum mehr wo.
Fataler Priestermangel
Aber dennoch, der Priestermangel ist fatal. Der Linzer Regens des Priesterseminars, Slawomir Dadas, hat in der Linzer Kirchenzeitung einen ausgezeichneten Artikel dazu geschrieben, der für mich, eine treffenden Analyse darstellt. Er ist es wert ihn euch vorzulesen und in ein paar Gedanken das Ganze zu vertiefen:
Warum sollte man heute noch den Beruf Priester wählen?
Auch wenn diese Woche vier Männer zu Priestern geweiht werden, auch wenn die meisten Menschen in den Pfarren dankbar sind, wenn sie noch einen Pfarrer haben, stößt in unserer Zeit die Entscheidung, Priester zu werden, auf Gegenwind. Neben vielen soziokulturellen Aspekten hat die Entscheidung vor allem mit dem Glauben zu tun. Denn Priester wird man nicht aus Protest gegen ungerechte Strukturen in der Gesellschaft und in der Kirche. Priester wird man nicht, um Karriere zu machen und auch nicht, um sich selbst zu verwirklichen. Priester wird man vielmehr aus der tiefen Freundschaft mit Jesus; als Antwort auf seinen Ruf, für seine Botschaft das Leben einzusetzen.
Traditionen alleine verlocken niemanden Priester zu werden
Priester wird man aus dem Wunsch, sich selbst zur Verfügung zu stellen und sich senden zu lassen, dahin, wo Gott und die Kirche mich brauchen. So ist der stärkste Gegenwind dort, wo die Jugendlichen nicht zur tiefen Freundschaft mit Gott geführt werden; wo zuhause und in den Pfarrgemeinden nicht auf die Bedeutung der Nachfolge hingewiesen wird, wo das kirchliche Leben nicht als Beziehung zu Jesus gestaltet wird, sondern ausschließlich als Fortführung der Traditionen, die zum Leben der Gemeinschaft dazugehören. Der stärkste Gegenwind, der dem Priesterwerden ins Gesicht bläst, ist dort, wo man die Kirche nicht als Heilsgemeinschaft sieht und lebt, sondern sie auf einen Feste-, Kultur- und Sozialverein reduziert; wo nicht spürbar wird, dass Gott die Mitte der Gemeinschaft ist, dass Gott sie führt und begleitet.
Priester werden heißt Vergängliches loslassen und das Ewige in den Vordergrund stellen
Der Gegenwind weht auch dort, wo man vergisst, die Kirche und die kirchlichen Berufungen im Zusammenhang mit dem Himmlischen zu sehen; wo man vergisst, dass das christliche Leben immer ein Loslassen von dem Vergänglichen ist und Zuwendung zu dem Ewigen, wo man die priesterliche Berufung vor allem in Verbindung mit der Verwaltung der irdischen Güter darstellt. Alle anderen Versuche, innerhalb oder außerhalb der Kirche, die Priesterberufung in Frage zu stellen, sie abzuwerten, sind aus meiner Sicht leichte Brisen. Manchmal sind sie gerechtfertigt und tragen zur Erneuerung der Priesterberufung bei. Manchmal sind sie ein Ausdruck einer mir nicht nachvollziehbaren Frustration und einer Abneigung, die ich mit der Botschaft Jesu in keinen Zusammenhang bringen kann.
Freundschaft mit Jesus ist absolut vorrangig
Soweit der Artikel. Ein paar Gedanken dazu. Einziges Kriterium für das Priesterwerden ist die Freundschaft mit Jesus. Der Priester muss einer sein der versucht aus einer tiefen Beziehung zu Jesus zu leben, um so für die Menschen verfügbar zu sein und sich selber zu verschenken. Priester wird man, weil man Jesus liebt, genauso wie einziger Grund für eine Ehe ist, weil sich da zwei Menschen lieben. Alle anderen Gründe und Motive müssen sich dem unterordnen. Priester kann man deshalb auch nicht werden um Karriere zu machen. Jesus hat keine Karriere, höchstens eine Karriere nach unten, was bei der Fußwaschung und bei der Erniedrigung am Kreuz am deutlichsten sichtbar wird. Dass es der Priesterberuf in einer Welt, in der nur mehr die Karriere nach oben zählt, nicht leicht hat, versteht sich von selber.
Der Priestermangel ist nur Symptom des Glaubensmangels
Größter Gegenwind ist dort, wo Kinder und Jugendliche nicht zur Freundschaft mit Jesus geführt werden, wo keine Glaubensweitergabe geschieht. Die Krankheit heute ist nicht der Priestermangel, sondern der Glaubensmangel. Der Priestermangel ist nur Symptom des Glaubensmangels, so wie das Fieber Symptom einer anderen Krankheit. Freilich Glaubensweitergabe ist sehr schwierig geworden, das wissen wir.
Religionslosigkeit nimmt immer mehr zu
Immer wieder klagen mir Eltern oder Großeltern, die sich um die Glaubensweitergabe bemüht haben, ihr Leid, weil die Kinder und Enkel mit allem Religiösen aufgehört haben. Sie sollen sich keine Vorwürfe machen. Gott sieht immer das Bemühen, auch wenn die Resultate oft anders sind. Freilich, und das ist das andere, bei vielen geschieht gar nichts bei der Glaubensweitergabe. Das ist Faktum und macht Vorbereitung auf Erstkommunion und Firmung oft mühsam, vor allem dann, wenn Probleme der Eltern zu Problemen der Kinder gemacht werden. Es geht darum, dass Kinder eine Beziehung zu Jesus aufbauen können und dürfen, wofür sie ja im Herzen sehr offen sind. Nur so kann ein Klima entstehen, in dem sich geistliche Berufe entfalten können.
Der Glaubenswinter hat begonnen
Wir dürfen uns alle die Frage stellen, denn das Thema betrifft uns alle: Geht es um das, um was es eigentlich gehen soll, nämlich um die Beziehung zu Jesus Christus. Jesus will uns im Herzen treffen, er will nicht etwas Äußerliches, er will, dass wir in Beziehung zu ihm treten, und im Gespräch mit ihm bleiben. Aber genau daran fehlt es unserer Religiosität. Ich persönlich stelle es zumindest so fest. Wir ersetzen Beziehung oft durch Sakramente. Hauptsache getauft, Hauptsache gefirmt, Hauptsache die Feste gefeiert. Aber gegen den Weg dahin, gegen den Aufbau einer Beziehung zu Jesus schmieden wir oft heftige Widerstände.
Kinder wenden sich auch wegen unserer Scheinheiligkeit und unserem Aberglauben von der Religion ab
Immer öfter wird das Taufwasser ohne den Glauben, die Hostie ohne Gemeinschaft mit Jesus und der Kirche, die Firmung ohne den Heiligen Geist verlangt und gefordert. Mitunter wird sich etwas erschlichen, was einem gar nicht mehr zusteht. Aber genau betrachtet ist so eine Praxis Aberglaube. Da stehe ich immer wieder mit einem ratlosen Urteil da. Geholfen hat mir persönlich ein Gedanke von Karl Rahner. Schon vor einigen Jahrzehnten hat er von einer winterlichen Zeit der Kirche gesprochen. Aber gerade der Winter ist jene Zeit, in der das Brot wächst. Für uns bleibt viel zu tun, für uns als Kirche heute ist immer Zeit der Aussaat: wie wir heute leben, arbeiten, glauben beten, das hat große Auswirkungen auf das eigene Leben und auf das Leben der Kirche in fünf oder zehn Jahren.
Liebe Brüder und Schwestern!
Der Herr sendet auch uns aus, uns heute. Tragen wir das unsere bei, dass lebendige Beziehungen zu Jesus Christus entstehen können, gerade auch bei jungen Menschen. Es geht um Beziehung. Und vergessen wir auch eines nicht, was ebenfalls Thema des Artikels war: Die Kirche ist nicht irgendein Kultur- oder Sozialverein. Sie ist die Gemeinschaft der Gottsuchenden, der nach dem Ewigen Suchenden. Nur so, von Gott Herr und auf Gott hin, können wir unsere Sendung leben und kann sich die Kirche erneuern. Amen.
Aus der Bibel im heutigen Sonntags-Evangelium

Evangelium: Lukas 10,1–12.17–20
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden! Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg!
Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe!
Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann geht auf die Straße hinaus und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag erträglicher ergehen als dieser Stadt. Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und sagten voller Freude: Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan.
Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen. Siehe, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über die ganze Macht des Feindes. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!
Bildnachweis: FPP AI
Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))
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