Die Bauern der umliegenden Dörfer kommen nach Lembach zum Notar, um ihre Verträge zu machen ..

.. Geld in der Sparkasse einzulegen und Einkäufe zu tätigen, wenn sie vor allem das Vieh günstig verkauft haben.

CHRONIK – Es ist immer wieder interessant in älteren regionalen Büchern zu stöbern. Das Buch „Mühlviertel – Land und Leute“ wurde beim Ausräumen des Hauses einer verstorbenen Lembacherin entdeckt. Es ist im Grunde kein besonderes Buch, aber 63 Jahre nach der Erstauflage muss man doch über so manche Textpassage ein klein wenig schmunzeln. Das mit dem Segen der O.Ö. Landesregierung herausgegebene Buch handelt über das Mühlviertel, seine Geschichte, die Bauernkriege, aber auch über das Mühlviertel der damaligen 60er Jahre, wenige Jahre nach Abzug der russischen Besatzungsmacht. Man hatte nicht viel, aber es gab eine sehr positive Aufbruchstimmung überall. Ganz im Gegensatz zu heute, wo der Wohlstand allgemein groß ist, aber viele Angst haben, diesen zu verlieren.

Das Landleben ist aus der Sicht eines Journalisten aus der Hauptstadt Linz geschrieben, der sich das Mühlviertel doch sehr idyllisch vorgestellt hat und was es damals wohl auch noch war. Neben Porträts vieler anderer Mühlviertler Orte ist natürlich ein kurzer Rückblick auf die Geschichte Lembachs und die vielen „Vorteile“ unserer Heimatgemeinde mit dem Titel „Spaziergang durch Lembach“ von Interesse. Zur Einstimmung auf ein Stück regionaler Erinnerungskultur gibt es unter nachfolgendem Link auch die passenden Fotos aus der Topothek Lembach aus den Jahren 1961 bis 1963.

Spaziergang durch Lembach

(Auszug aus dem Buch „MÜHLVIERTEL – Land und Leute“, Seite 52)

Die Pfarrkirche, die im Wandel der Zeiten durch arge Brände schwer mitgenommen wurde, wobei das Altarbild aus dem Jahre 1809 gerettet werden konnte, ist heute vollkommen restauriert. Ein gotisches Maßwerk, versenkt in die Friedhofsmauer von ehedem, gegenüber dem Kriegerdenkmal, erinnert an altehrwürdiges Bauwerk. Anmutige Wanderungen in die engere und weitere Umgebung machen den Markt zum Angelpunkt der Besucher.

Der Gast findet einen groß angelegten Spielplatz sowie ein Freibad mit Kabinen vor. Der Unterhaltung dient das gemeindeeigene Tonkino mit Spielzeiten an jedem Mittwoch, Samstag und Sonntag. Die Pfarrbücherei verfügt über eine reiche Auslese, die gut geführten Gasthöfe sind bestrebt, die Fremden zufriedenzustellen.

Die Bauern der umliegenden Dörfer kommen nach Lembach zum Notar, um ihre Verträge zu machen, ihr Geld in der Sparkasse einzulegen und um ihre Einkäufe zu tätigen, wenn sie ihre Produkte, vor allem das Vieh, günstig verkauft haben.

Lembachs Bedeutung als Markt beruht auf seiner zentralen Lage im Gerichtsbezirk. Durch den Ausbau der Falkensteiner Landstraße kommt man über Neufelden-Altenfelden ziemlich rasch nach Lembach, so daß in letzter Zeit auch in Lembach gute Ansätze eines Fremdenverkehrs sich zeigen.

Lembach hat noch große ausbaufähige Möglichkeiten, da vor allem ein bestimmtes Publikum, dem die ruhige Landschaft des oberen Mühlviertels mit seinen hügeligen Wäldern zusagt, immer wieder gerne im Sommer hier seine Ferien verbringt.

Zum Schluss noch die Originalwerbeeinschaltung:

Akkordion öffnen Akkordion schließen Spaziergang durch Lembach (Geschichte Lembachs)

Der niedliche Marktflecken entstand am Schnittpunkte alter Handelswege, die einerseits von der Donau bei Niederranna bis Neufelden an den Fluß der Großen Mühl, anderseits von Obermühl an der Donau dem Fluß der Kleinen Mühl aufwärts nach Rohrbach führten. Der blühende Salzhandel im Mittelalter mit seinen Umschlagplätzen Obermühl und Niederranna nach Böhmen und der Tauschhandel von dort zur Donau nach Bayern und Tirol waren, nebst dem bescheidenen Einkommen aus Handwerk und Landwirtschaft, die Grundlage der Siedlung. Die Große Mühl bildete einst im Westen des „Abteilandes“, verwaltet von Ministern der Fürstbischöfe von Passau, die Grenze.

So war der Markt Lembach den Grundherrschaften von Altendorf, Pürnstein a. d. Großen Mühl und Marsbach a. d. Donau untertan. Frühzeitig wurde eine bemerkenswerte Leinenerzeugung als Handelsindustrie betrieben. Der zwangsläufige Leinwandhandel vertrieb die Erzeugnisse bis nach Süddeutschland und Oberitalien. Aus dieser Hausindustrie entwickelte sich allmählich die begehrte „Mühlviertler Leinenwebe“, mit ihrem Sitze Haslach, ein Marktflecken, der noch seinen mittelalterlichen Charakter mit Mauern und Wehrtürmen bewahrt hat.

Stiftungen und die dem Markte im Süden auf einer bescheidenen Anhöhe gelegene Mühlholzkapelle, dem Wahrzeichen von Lembach, geben heute noch Kunde von dem frommen Sinn der einst wohlhabenden Leinenhändler. Von dem Wohlstand legen derzeit noch die spätbarocken Giebel der in die Breite gezogenen Wohnhäuser Zeugnis ab, die der Straße nach Westen ein reizvolles Bild verleihen.

Die Prangersäule, einst ein Symbol zur Markterhebung, das in der Folge erweiterte Privilegien einbrachte, ziert seit 1612 das Marktzentrum. Im Jahre 1626 nahm eine neuerliche Welle des Bauernaufstandes gegen bayerische Söldlinge von Lembach aus ihren Ausgang. Manch altes Wegkreuz aus der nun folgenden Gegenreformation begegnet den Fremden.


Entnommen aus dem Buch MÜHLVIERTEL – Land und Leute, Seite 52, herausgegeben vom Österr. Pressebüro – Linz mit einem Geleitwort von Dr. Heinrich Gleißner, Landeshauptmann von O.Ö. im Jahr 1962

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Chronik (G) Josef REINTHALER Bildung
Verfasst am: 04.08.2025
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