CHRONIK – Die Schorschenbuam und das lange Warten auf den Strom

Die weithin bekannten "Schorschenbuam" in Atzesberg waren die letzten ohne Stromversorgung

1906 erfolgte zwar bereits der erste Stromanschluss in Lembach, aber die vollständige Elektrifizierung sollte noch fast 100 Jahre auf sich warten lassen. Begonnen hatte es so:

Bei einer Vollversammlung der Marktkommune im Mai 1906 fand eine Abstimmung über die Installation einer elektrischen Straßenbeleuchtung statt, welche mit 5:4 äußerst knapp ausgegangen ist. Der Ein- und Ausschalter für die Straßenbeleuchtung wurde beim Haus des Alois Dorner, dem „Schöpfer des Lichtes“ für Lembach festgelegt.

1943 übernahm die OKA – heute Energie AG – die Stromgenossenschaft Lembach und richtete beim Gasthaus Stadler Falkensteinstraße 17, eine neue Betriebswärterdienststelle ein. Die Umstellung des Ortes von Wechsel- auf Drehstrom machte 1949 die Erneuerung der Straßenbeleuchtungsanlage im Markt notwendig.

Alois DORNER hat das „Licht nach Lembach gebracht“, was in einer eigenen Urkunde gewürdigt wurde

Beim Ausbau des Ortsnetzes wurden von der OKA mehrere Trafostationen errichtet: im Bereich Linzerstraße/Buchetwies, an der Kreuzung Hanriederstraße/Rendlsiedlung, im Bereich Hammer/Viertelmühle, im Bereich Hanriederstraße 5 und bei der alten Kläranlage am Habach weg. Die beiden letztgenannten Transformatoren wurden später entfernt, in der Knechtswies kam ein Kleintransformator dazu.

Im Sommer 1950 bekamen viele Ortschaften der Gemeinde erstmals elektrisches Licht

Die OKA-Betriebswärterdienststelle wurde 1963 nach der Übersiedelung der Straßenmeisterei in die Hanriederstraße in die frei gewordenen Räumlichkeiten in Buchetwies Nr. 9 verlegt. 1973 wurde von der Gemeinde begonnen, bei der Ortsbeleuchtung die Quecksilberdampflampen durch Neonröhren zu ersetzen.

Zentrale Stromversorgung war damals das einzige Stromversorgungsmodell und die halbstaatliche OKA war ein sehr gut zahlender Arbeitgeber

1979 übersiedelte die OKA in die Pfarrgasse Nr. 7, und zwar in den rückwärtigen, ebenerdigen Gebäudeteil der alten Volksschule (heute Gemeindeamt). Die Gemeinde baute dafür extra 2 Garagen an das Gebäude an, da für die Leitungswartung der erste VW-Kombi eingestellt wurde.

1996 wurde allerdings der OKA-Bautrupp nach Rohrbach abgesiedelt und die Dienststelle für 5 Netztechniker mit Büro, Störungsmagazin und Werkstatt adaptiert. Seit der Gründung der Energie AG Holding und Aufteilung in Teilgesellschaften 2006 gehört die Dienststelle Lembach zur Netz GmbH, Abt. Netztechnik. Mit 30. September 2013 wird aber die Energie AG-Dienststelle aus Rationalisierungsgründen geschlossen, die Techniker übersiedeln in die Dienststelle Rohrbach.

Die „Schorschenbuam“ bekommen Strom

Erst 95 Jahre nach dem Erstanschluss im Jahr 1906 erreichte die Gemeinde Lembach im Oktober 2001 mit der Einleitung des elektrischen Stromes im Haus der Brüder Josef und Franz Hummenberger (alias „Schorschenbuam“ oder „Schorschenkunten“) in Atzesberg Nr. 6 letztendlich bei den Haushalten die Vollelektrifizierung.

Quelle: Aus dem Buch „400 Jahre Markt Lembach 1612 – 2012“ [auch Lembacher Heimatbuch genannt] auf den Seiten 250 – 253

P.S.: Im Jahr 2024 wird die Stromerzeugung immer mehr dezentralisiert, z.B. durch energie-autarke Photovoltaik-Anlagen. Auch die Modulpreise fallen nach der künstlichenVerknappung in der Corona-Zeit nun wieder deutlich. Wahrscheinlich wird es bald eine neue Generation von energie-autarken „Schorschenbuam“ geben 🙃😉 welche zumindest ohne ZENTRAL erzeugtem Strom das Auskommen finden.

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Chronik (G) Josef REINTHALER Bildung
Verfasst am: 01.04.2024
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